Naha/Okinawa

Wir fliegen mit geringfügiger Verspätung von Osaka nach Naha/Okinawa. Der Flug dauert 1 1/2 Stunden. Das Flugzeug ist halb leer. Der Inlandsflughafen in Naha ist wohl nicht der frequentierteste, denn nach dem alle unsere Mitreisenden das Gepäck abgeholt haben, ist die Halle leer. Ein Militärmanöver neben der Station ist unser Willkommen.

Unsere Unterkunft ist nur wenige Minuten vom Flughafen entfernt, nahe einer Monorailstation. Auch hier gibt es free Wi-Fi; auch wenn ich dafür immer wieder an´s Eck vorgehen muss. Unsere Gastgeberin ist nicht da und wir warten. Unser Raum ist 22m2 groß. Ein größeres Zimmer lehnen wir ab. Es hat keine Futons sondern Betten. Der Wirtin ist ihre Verspätung extrem unangenehm. So redet sie lange mit uns und erklärt auch Banalstes ausführlich. Als sie endlich weg ist, macht P. eine Pause und ich gehe zum Tourismuscenter und in den Supermarkt.IMG_0887

Google Maps führt mich durch einen überdachten Markt. Recht schnell ist klar, dass hier viele Stände auf chinesische Tourist*innen ausgerichtet sind. Die musikalische Untermalung der chinesischen Werbedurchsagen ist auf die Zielgruppe abgestimmt. Das Angebot international: Geschmacklose „Hawaihemden“ und überteuerte Taschen mit Orion-Werbung (DIE lokale Biersorte). Wie selbstverständlich finde ich auch einen Daiso, aber kaufe erst einmal nichts.

Der Markt spuckt mich auf die kokusai dori, die internationale Straße, direkt neben dem Tourismuscenter aus. So präsentiert sich diese „Ausländer*innenstraße“ in ihrer ganzen Pracht erst am nächsten Tag.

Im Tourismuscenter ist ein älterer Herr um mich bemüht. Leider hat er keine Informationen über das non verbale musical, dessen Werbung ich beim Verlassen des Flughafens gesehen habe. Um ihn nicht weiter zu stressen, bestätige ich ihm seine Richtigkeit bei einer anderen Aufführung und lasse mir erklären, wo ich dazu die Karten bekomme. „Thank you for your interest. Do you have any other questions?“ Ich bedanke mich auf Japanisch bei jemandem, der stolz Englisch sprechen möchte, ändere aber rasch die Strategie. „If you need any other information, please come again.“ Beim Verlassen neben ich noch einen Kalender mit. Ist ja gratis. Kann man immer brauchen.

Ich gehe den Weg zurück durch den Markt. Am Ende folgt mein Blick dem eines  (anderen) Hobbyfotografen, der einen Neonschriftzug über einer Bar fotografiert. Nun, ich folge ungern ausgetretenen Pfaden, aber das ist wirklich ein lohneswertes Sujet. Ich warte bis der Mann weitergezogen ist, um auch ein Foto zu machen. Währendessen schickt ein junger Mann eine ältere Dame, die geschlechterübergreifend keinen Damenspitz mehr hat, sondern schon stark angeheitert auf ihn einredet, aus dem Lokal auf ihren Weg.

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Yoshito Ohno stirbt an diesem Tag im 81.Lebensjahr abends im Kreis seiner Familie. Er war wohl sein lebenlang Sohn eines charismatischen Vaters und Bewahrer des tänzerischen Erbes Kazuo Ohnos. So widme ich ihm, was ich bereits seinem Vater gewidmet habe:

When you do dance,

I wish you a wave o‘ the sea,

that you might ever do nothing but that.

 

to be continued

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Osaka – Museum of housing and living

Den letzten Tag vor unserem Flug nach Naha/Okinawa bleiben wir in Osaka und sehen uns dort noch empfohlene Bauwerke und das „museum of housing and living“ an. In Japan scheint es einen gewissen Faible für „Grottenbahnen“ oder wie man es heute nennt: Themeparks zu geben; auch oder gerade in Bezug auf Geschichte. So verwundert es nicht, dass das „museum of housing and living“ damit wirbt, den Besucher*innen eine alte Stadt begehbar gemacht zu haben. Aber alles der Reihe nach.

Wir verlassen unsere Kammer bei strahlendem Sonnenschein und gehen endlich einmal den Fluss entlang zur Bahnstation.

Inzwischen kann ich Hiragana schon ganz gut lesen und auch das eine oder andere Kanji ist mir bekannt: Lasst uns den Fluss reinigen/sauber halten! Wir retournieren brav die Trays im Supa und gehen weiter zur Station. IMG_0711

Irgendwo in Osaka hat ein Etablissement bessere Zeiten gesehen….

Schnell noch einen Automatenkaffee (ist warm!) und dann in den Zug zu Osaka Station. Wir finden den Weg zügig. Kein Wunder, wir haben´s schon mal probiert. Aber da war das Museum zu und wir hatten lediglich einen Zuwachs auf der Schrittezählerin.

Das Museum ist im 6.Stock. Der Aufzug gläsern. P. not amused. Im Stockwerk werden wir bereits am Aufzug erwartet und zur Kasse geleitet, zum Coin Locker – Taschen forbidden und am Entrance. Irgendwie geben hier alle einer den Eindruck, das sie nur auf mich gewartet haben. Glaube ich aber nicht. Das Museum hat abgesehen von einer „Aussichtsplattform“ zwei Ebenen vom 7. bis zum 6.Stock.200109_1705_001.jpg

 

to be continued

 

 

 

 

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Hikone

Spätestens nach Arashiyama war klar, wir fahren sicher nicht nach Himeji. Weltkulturerbe hin oder her. Diese Burg ist auf Fotos schöner als wohl real. Aber in eine Burg wollen wir doch wieder und wir haben ja noch immer den Area Pass, der sich amortisieren muss. Also fahren wir nach Hikone. IMG_0564

to be continued

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Arashiyama – no recommondation

Am 3.01. fahren wir erneut nach Kyoto. Erstens, weil wir den „JR Area Pass“ haben, zweitens, weil sich in einer so berühmten Stadt doch auch für uns Spannendes finden lassen muss und drittens, Selbiges in Form einer „Utai-Zome Shiki“-Aufführung (Erste Gesänge und Tänze zur Feier des neuen Jahres) im

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Kongo Nohgakudo | The International Noh Institute

Als wir um 11.15 zum Theater kommen, hat sich bereits eine Warteschlange gebildet. Wir warten auch mit Aussicht auf einen schönen japanischen Garten mit Fischteich. Um 11.30 ist Einlass. Die Aufführung ist kostenlos. Am Eingang ist Frau Rebecca Ogamo darum bemüht, uns ein englisches Programm zu bringen. (Bitte ich kenne die Dame nicht, aber Google weiß alles und ihr Foto war beschriftet.)

Die einzelnen Beiträge sind wie gewohnt humorlos (Nō ist nicht lustig.) und ich fürchte, ich habe den einen oder anderen Sänger verärgert. Denn obwohl es im Theater nicht besonders warm war, überkam mich eine Müdigkeit, die es mir schwer macht, beide Augen auf den gleichen Punkt zu konzentrieren. Sumimasen.

Nett war auch, dass nach der Veranstaltung den Gästen Sake ausgeschenkt wurde. Von dem habe ich zwar nichts bekommen, aber nett fand ich es trotzdem.

Wir essen wieder in einem Lokal unserer aktuellen Lieblingskette und machen uns auf zu einem Handwerksmarkt im Okazaki Park beim Heian Shrine.

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Der Markt ist nett und bietet neben vielen Essensständen – an einem Eck zelebriert ein Verkäufer vor der Schlange der wartenden Käufer*innen das Aufgießen von Filterkaffee – viele schöne Dinge, die man mehr haben möchte als muss. Wir schauen nur durch und riechen am Kaffee.

Dann geht´s mit der Bahn nach Arashiyama. Es wird zwar bald die Sonne untergehen, aber das schaffen wir. Eigentlich schafft es uns. Arashiyama ist berühmt für seinen Bambuswald. Durch eine kleine Straße rollt wieder einmal eine internationale Tourist*innenwelle.

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Es geht vorbei an Souvenirläden und Imbissbuden mit Süßkartoffel-Pommes bis in den Wald. Dort steht alle zwei Meter jemand vor einem Bambus macht ein Selfi oder wird mit Bambus, der aus irgendeinem Körperteil herausragt, fotografiert.

Ich mache widerwillig ein paar Fotos, aber eigentlich will ich so schnell als möglich hier wieder weg. IMG_0521

Gesagt, getan.

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Trigger

Ich verbinde viele Dinge mit Japan. Eines davon ist, die Art Dinge zu verpacken. Einerseits wird selbst der Kauf einer Kleinigkeit zu einer bewussten Handlung – die Verkäuferin sortiert das Gekaufte und reicht die Henkel des Sackerls; mindestens. Anderseits die Verpackung selbst: Auch wenn´s nur eine Kleinigkeit ist, es gibt ein Sackerl. Auf meine Ablehnung reagierte eine Verkäuferin nahezu verzweifelt:“ But its for free!“. Aber nicht nur der Einkauf, der übrigens doppelt verpackbar ist: auf den Einpacktischen stehen Rollen mit dünnen Sackerln zur Verfügung, um bereits Verpacktes neuerlich zu verpacken, wird auch Regenschirmen Schutz gewährt und auch die Pflanzen wollen ins Plastik. Eine Studie über den Umgang mit Müll in Japan wäre interessant…

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Mit Japan verbinde ich auch, dass ich und andere sich ständig verbeugen. Bei jeder Gelegenheit, beim Platz nehmen in der U-Bahn, beim Vorbei-wollen, usw. Nur konsequent verbeugen sich hier auch Hinweisschilder im Straßenverkehr und WC-Beschilderungen.

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Achja, was ich fast vergessen hätte: Zugbegleiter*innen drehen sich nach dem Verlassen des Wagons noch einmal um und verbeugen sich. Auch die Flughafenmitarbeiter*in, die die Stiege ans Flugzeug heranschob, verbeugte sich vor dem anrollenden Flugzeug.

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Otsu

Möwenlied

Wir fahren in die Stadt Otsu am Biwa-See, dem größten Binnensee Japans. Otsu ist die Hauptstadt der Präfektur Shiga. img_0443.jpg

So ruhig sich dieser Ort Anfang Jänner 2020 immer noch in Sonntagskondition präsentiert, so bewegt ist die Geschichte dieser Hafenstadt: Otsu war von 667 bis 672 unter den Tennō Tenji und Kōbun die Hauptstadt Japans (Ōmi-kyō bzw. Ōmi no Miyako (近江京, dt. „Hauptstadt von ōmi“). Bewegt dürfte auch das Jahr 1891 gewesen sein, denn der russische Thronfolger Nikolaus II. wurde nach einem Ausflug zum See und zum Tempel mit einem Säbel angegriffen.

Nach dem „Tourists Center“ und einem ausgezeichneten Ramen-Mittagessen am Bahnhof gehen wir eine der Straßen, die alle zum See führen hinunter.

Der Ausblick auf den See ist schön und wenn die Sonne scheint, ist es angenehm warm. Auf den See blickt ein riesiges Hotel.Tourist*innen gibt es allerdings in überschaubarer Anzahl. Wir wollen den See entlang, vielleicht zur Motorbootrennstrecke, die wir nie erreichen. So gehen wir eine kurze Zeit entlang einer stark befahrenen Straße und biegen dann links in Richtung zum Tempelareal ein. Ein kurzer Kaffee- und Recherchestopp im „Ministop“ vorweg, dann sind wir auch schon auf dem Weg zum Miidera Tempel.

IMG_0444Niomon/Daimon Gate

Der Miidera-Tempel wurde als Onjoji-Tempel von Kaiser Temmu zu Ehren seines ermordeten Bruders im Jahr 672 am Fuß des Berges Hiei errichtet. Den heutigen Namen bekam er erst ca. 200 Jahre später wegen der drei Brunnen (mi) bzw. Quellen (ii), das von diesem Zeitpunkt an für Waschzeremonien u.a. von neugeborenen künftigen Kaisern verwendet wurde.

Temmu

Kaiser Temmu (天武天皇) (*631? – † 686); nach traditioneller Zählweise der 40. Kaiser; herrschte von 672 bis 686 in Fujiwara kyo Yamato und reformierte das Rechtsystem nach Vorbild des chinesischen Systems.

to be continued

 

 

 

 

 

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Kyoto 2.1 – kein Erfolg

Neujahrstag. Wir fahren nach Kyoto. Ist ja nicht weit. D.h. wir starten erst am späten Vormittag. Keine gute Idee. Denn einerseits schließen Gärten, Museen und anderes touristisch Begehrliches zumeist um 17.00 und andererseits wird´s da auch schon finster. Aber nun waren wir nun einmal erst so spät unterwegs.

In Kyoto ist es kalt. Mir ist kalt. Also flüchten wir zuerst in eine Yodobashi-Filiale. Eine Art „Saturn“ mit ebensolchen überteuerten dafür aber veralteten Geräten. Dann geht´s weiter in Richtung Palastgarten. Unterwegs essen wir noch. Dann erreichen wir den Nishi-Hongan-ji Tempel. Dieses Mal ist hier mehr los als im Sommer 2016. Wir besuchen das Souvenirgeschäft in der Hoffnung, rote Darumas zu finden. In den Tempel wollen wir nicht. Ein wenig sentimental gehe ich in die Nebenstraße, in der ich vor 3 1/2 Jahren aus dem Wassergraben umständlich die Samenkapsel eines Lotus geangelt habe begleitet vom Risiko in das brackige Wasser zwischen all die Gewächse zu fallen. Seit unserer Rückkehr liegt die Kapsel nun am Fenster im Schlafzimmer. Schön anzusehen. Wenn ich zurück bin, muss ich mich als Gärtnerin versuchen. Hoffentlich keimt ein Samen.

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Der Higashi Hongan-ji Tempel (japanisch 東本願寺), der eigentlich seit 1987 Shinshu Honbyo, oder Shinshu-Mausoleum heißt und der Hauptsitz der Jōdo-Shinshū (zweitgrößte Konfession des japanischen Buddhismus´) ist. (Es gibt laut wikipedia vier.) Wer näher informieren möchte, findet entsprechende Antwort auf seine/ihre Frage auf der nicht ganz aktuellen HP des Tempels.

http://www.hongwanji.or.jp/english/

Wir eilen weiter, haben aber uns über- oder auch die Zeit unterschätzt oder einfach nicht überlegt. Jedenfalls kehren sie gerade die letzten Tourist*innen aus dem Gelände. Die Show ist für heute vorbei.

Also wieder zurück zur Station. Im Yodobashi Building kaufen wir noch Salat für´s Abendessen und dann fahren wir zurück.

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Kobe und Silvester

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31.12.19 Wir fahren nach Kobe. Die Stadt am Meer mit einem der wichtigsten Häfen Japans verspricht Interessantes. Ab 1868 entwickelte sich Kobe durch den Druck der Amerikaner*innen international. Fremde siedelten sich u.a. im Stadtteil Kitano und im Nankin-machi (Chinatown) an. Aber Kobe ist keine klassische Tourismusdestination. Das merken wir am Bahnhof. Kein Touristcenter. D.h. wir nehmen erst einmal Quartier im Doutor, um zu recherchieren und natürlich um Kaffee zu trinken. Wir speichern einen Sightseeing-Plan auf einem Stick, um ihn in einem Combini auszudrucken. Das geht so mehr schlecht als recht – auf Fotoformat. Wir folgen den Schildern zum Hafen und landen in einer Tourist*innen-Kindermuseum-Shoppingmall mit Restaurants. Der Wind ist kalt und so treibt es uns in die Eingeweide dieses Konsummonsters. Vorbei an H & M und Zara gehen wir in den Keller und essen dort Rind, aber nicht Kobe-Rind, sondern eben Rind in Kobe;war aber gut. In der Mall finden wir dann auch in einem Infocenter schließlich einen Umgebungssplan. Los geht´s. Zuerst zum Meriken Park. Das zugehörige Museum hat zu. Denn bis zum 3.1. sind Ferien und seit gestern sind die Gehsteige ganz oder teilweise hochgeklappt.

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Der Dachaufbau des Meeresmuseums erinnert an die Giebel eines japanischen Hauses. Ohne es recherchiert zu haben, bringe ich diese Architektur in Verbindung mit dem Hanshin Erdbeben im Jahr 1995, bei dem der Park zerstört wurde. Um an das Desaster zu erinnern, wurde ein Teil des Parks als „Gstetten“ belassen und dazu kann man im „Port of Kobe Earthquake Memorial Park“ eine Ausstellung besuchen, die mit Fotos das Ausmaß der Zerstörung dokumentiert. „Da ist ja wirklich nix“, meint P. Tja, und da war auch nix, außer Weite und Meer.

Dann geht´s weiter in angepriesene Chinatown, das sich im Wesentlichen auf eine Straße konzentriert durch die chinesischen Tourist*innen getrieben werden. IMG_0377

Ein Restaurant neben dem anderen, wahlweise Pekingente oder DimSum und am Ende eine chinesische Friseurin. Auch wenn es mich gereizt hätte, zu überprüfen, ob die Pekingentenschnipsel, die eine schreiende Köchin grobmotorischen von Knochen befreit, in Geruch und Geschmack das Theater rechtfertigen: Ich hatte einfach keinen Hunger. Also weiter zum nächsten Spot.Wir queren die Bahngleise. Unter der Trasse wieder einmal ein Labyrinth an kleinsten Einkaufsstraßen.

IMG_0384Motokohtown

Geöffnet sind v.a. antiquarische Buch- und Schallplattenläden. Denn den Betreiber*innen unterstelle ich, dass ihnen Feiertage wurscht sind. Sie lieben das, was sie leben.

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Peter Alexander um 100 Yen

Im Kitano-Viertel hat es mir ein Abbruchhaus angetan. Ich mag solche Häuser. Sie scheinen mir entspannt zu sein, nichts mehr vorgeben zu müssen, sondern nur noch stumm Vergangenes zu repräsentieren.

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Nach unserer Rückkehr ist gegen Mitternacht ein Tempelbesuch so wie hier üblich geplant. Doch zuerst machen wir die Wäsche. Die anfängliche Euphorie über die eigene Waschmaschine verfliegt rasch, als wir feststellen, dass es sich eher um einen Mixer ohne Messer handelt. Eine „Waschkammer“ und eine „Schleuderkammer“ extra, die keine ganze Hose fasst und die so heftig arbeitet, dass das ganze Teil gehalten werden muss, weil es sonst über den Balkon ruckelt. Also „wasche“ ich alles in Teilen jeweils zwei Mal, spüle und schleudere einmal. Dann muss ich mich schon beeilen. Denn ich möchte alles im Coin Washer trocknen und der schließt um 23.30. Waschen, Trocken usw. wir verpassen Mitternacht. Hier gibt´s eben keine Pummering und keinen Countdown. Dann machen wir uns auf zum Tempel. Immer dem Glockenschlag nach. Wir finden den Kakurinji Tempel. Ein kleiner buddhistischer Tempel in der Nähe, etwas höher gelegen, als die Häuser ringsum. Auch hier ist alles organisiert und die Kommenden werden zum seitlichen Tor geschickt. Dort stellt man sich an, um die Glocke zu schlagen. Im Garten sitzen und stehen alte Menschen um ein Feuer und unterhalten sich. Die Luft riecht angenehm. Obwohl einige der Einheimischen sich beim Schlagen der Glocke gegenseitig fotografieren, nehme ich davon Abstand. Einerseits weil´s dem Augenblick nicht gerecht wird und andererseits, weil ich mit dem was zu tun ist, fast überfordert bin.

Als wir den Tempel verlassen, bekommen wir ein Geschenk. Nett.

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Der Tempel bei Tageslicht und in aller Ruhe bietet Sehenswertes.

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Bei jedem Tempel wacht ein mehr oder noch mehr grimmig blickender Mönch.

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Nara: Desensibilisierungstraining

Woran erkennt man einen touristischen Hotspot? Am WC riecht es streng und es gibt keine Seife zum Hände waschen und keine Handtücher zum Abtrocknen. Aber ehrlich: War das in Nara Gegebene so überraschend? Ein kleiner Ort, geografisch günstig gelegen, eine Hand voll Tempel in Gehnähe und jede Menge handzahmer Wildtiere in passendem Format; auch kreativ Minderbegabte können sich diese Situation imaginieren. Doch nun alles schön der Reihe nach: Wir verschlafen, eigentlich ich verschlafe, denn ich habe die Weckerinnenhoheit. Warum auch immer, es hat nicht geläutet oder so. Wir starten also ca. mit einer Stunde Verspätung Richtung JR Awaji Station ohne genau zu wissen, wo die Station ist. Mit Fragen und einem Rapid Train erreichen wir Nara schlussendlich mit einer zeitlichen Abweichung von ca. 30min. Das ist OK. Unsere Tour in Nara beginnt im Tourists Info Center, das vorbei an Vertreterinnen der Zeugen Jehovas neben dem Bahnhof liegt. Ein Mehr an Infos kann sicher nicht schaden.IMG_0267.JPGimg_0265.jpg

Unsere Tour startet ausgestattet mit einem weiteren Vorschlag einer Route in leichtem Regen. Auf der Sanjo-Dori erkennen wir das Rinnsal, durch das sich die Masse der Tourist*innen rauf wie runter wälzt, bei schönerem Wetter mehr als jetzt. Wir versuchen auf eine parallele Straße auszuweichen. Nichtzuletzt, weil eine der Reiseführerinnen dieses Grätzel hervorhebt. Es dauert nicht lange und wir haben eher unerwartet den ersten Tierkontakt. Wir stehen Mitten im Areal des Kofukuji Tempels mit vielen anderen Tourist*innen und einigen Hirschen. Ich möchte keine Grundsatzdiskussion über das Ichbewusstsein von Tieren starten, aber die hier haben sich, scheint´s, resigniert in ihr Schicksal ergeben und erwarten vom Leben nicht mehr als ein paar Cracker. Einzelne wirken verstört, haben kahle Stellen am Kopf, eine lahmt. Insgesamt ein trauriges Bild. Ich mache ein paar Fotos. Keinen der Tempel möchte ich dort betreten. Sie sind schon lange kein Ort der Spiritualität oder Besinnung. Auch die Idee, die Perversionen zwischen Besucher*innen und den Tieren zu dokumentieren, verflüchtigt sich bald. Bis auf das Fotos des Pärchens, das wirr gestikulierend vor den Tieren auf und ab hüpft, um selbige dann mit nicht tiergerechtem Futter zu belohnen. Interpunktion (Ursache und Wirkung): Paul Watzlawick könnte an diesem Schauspiel, das sich hier, wohl in einer Schleife ständig zu wiederholen scheint, seine Freude haben. Nur weg von hier. img_0280.jpg

Wir disponieren um. Zurück über den ausgetretenen Kilometer kaufen wir laumwarme Yomogi, die weg gehen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln und es eines Security-Herren bedarfs, um die Menschen zu lenken.

(„grüne“ Mochi mit Azukibohnenfüllung gewälzt in geröstetem Sojabohnenmehl.)

Wir essen etwas abseits des Bahnhofs in einem Matsuia, unserem derzeitigen Dinner-Favorite. Danach wollen wir statt weiterer Tempelbesichtigungen zum ehemaligen Wohnhaus von Shiga Naoya. Portrait of Shiga, Naoya(Photo no.1) - Larger image„Novelist. Born in Miyagi. He grew up with his grandparents in Tokyo. A graduate of Gakushuin Senior High School, He left Imperial University of Tokyo before graduation. In 1910, he launched the magazine „Shirakaba“ with Saneatsu Mushanokoji, Takeo Arishima, and other staff. He published „Abashiri made“ (To Aabashiri). After taking some breaks in his writing activities and living in several places including Onomichi, Matsue, and Kyoto, Shiga published „Kinosaki nite“ (At Kinosaki) (1917), „Wakai“ (Reconciliation) (1917), „An’ya koro“ (A Dark Night’s Passing) (1921-1937), and several other works. He was called „bungaku no kamisama“ or patron saint of literature and had a great influence on many storywriters. In 1949, he was awarded the Order of Culture.“ Quelle: https://www.ndl.go.jp/portrait/e/datas/273.html

Am Ende des Tages entdecke ich einen Markt bei Awaji Station und darin einen günstigen Supermarkt mit angeschlossenem 100Yen-Shop. Der Fruchtsaft und das Bier ist zwar teurer als anderswo, aber auch hier gibt es „gebrauchte Lebensmittel“ (Mit gebrauchten Lebensmittel benenne ich jene, die aus unterschiedlichsten Gründen – zumeist wegen des nahenden Ablaufdatums – verbilligt sind. Das ist mir neu in Japan.)

In der Jazz-Bar in unserem Block wird gerade Livemusik gespielt, als ich in die Straße einbiege. Durch die Fenster sieht meine ein Trio, die spielen. Es sieht und hört sich nett an. Ein netter Abschluss des Tages.

 

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Closed Castle

Wir tauschen unsere JR Kansai Area Pässe in Osaka. Kurz sind wir irritiert, weil es mehr Tage sind, die wir herum fahren können, als zuletzt gedacht und dadurch auch keine Verschnaufpause mehr haben werden. Ab morgen sind wir also insgesamt neun Tage in der Gegend unterwegs. Den Anfang macht morgen Nara im prognostizierten Regen.

Dann machen wir uns auf zum Center auf Youth and Gender Equality. Aber auf dem Weg wird uns rasch klar: Heute beginnen die Ferien und alles ist geschlossen oder schließt früher als sonst; auch das Center.

Also geht´s weiter zum Osaker Castle. Das ist natürlich auch geschlossen. Trifft sich aber gut, wir wollen ohnehin nur in den Park.

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